Ernst Halter und Erika Burkart

Im Auftrag von Charles Linsmayer traf ich Ernst Halter für ein Fotoshooting im Haus Kapf, das auf der Moräne Wagenrain in Aristau liegt. Es ging dabei um eine Fotoreportage, die für die Hottinger Literaturgespräche gedacht war.
Das Shooting war nicht nur äusserst interessant, sondern auch geprägt von einer sehr persönlichen und offenen Unterhaltung.
Ein Bild aus dieser Fotoserie wurde später sogar im Züriberg abgedruckt, und zwar am 21. Februar 2019.

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Ernst Halter

Hottinger Literaturgespräche

Hier ein kleiner Auszug: Ernst Halter erzählt über Erika Burkart.

„Der Umgang mit dem Wort ist ein magischer Vorgang“, schrieb Erika Burkart 1985 in Spiele der Erkenntnis. „Dichter sind Zauberer, die ein Schrecken anfällt, wenn sie sich ihres Tuns innewerden.“

Etwas von dieser Auffassung von Dichtung war auch an jenem Abend spürbar, der am 26. Februar im Rahmen der Hottinger Literaturgespräche im Theater Neumarkt stattfand. Unter dem Motto „von nahem erlebt“ wurde dort deutlich: Hier ging es um eine Dichterin, die anders war als alle anderen. Schon die Filmausschnitte zu Beginn machten klar, dass ihre Gedichte und Texte von einem besonderen, fast magischen Zauber zeugen.

Diese besondere Atmosphäre setzte sich fort, als die Schauspielerin Deborah de Lorenzo acht Gedichte mit jugendlich-frischer Stimme vortrug.

Gesprächspartner von Charles Linsmayer war an diesem Abend Ernst Halter. Er hatte Erika Burkart als 29-Jähriger kennengelernt und war sofort – und nachhaltig – von ihr fasziniert. Über diese erste Begegnung, der noch 41 gemeinsame Jahre folgten, schrieb er später: Er habe „das Fieber, die Angst und die Lust eines im freien Fall immer tiefer Stürzenden“ empfunden, „den das sogenannte Schicksal berührt und aus dem Stand gekippt hat.“

Weiter Informationen zu auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Halter

Ernst Halter & Erika Burkart – Schweizer Wortmagier aus Aristau

Ernst Halter wurde am 12. April 1938 in Zofingen geboren. Er studierte Germanistik und Kunstgeschichte, und 1967 promovierte er in Zürich mit einer Arbeit über Ludwig Tieck. Danach arbeitete er als Lektor, Redaktor, Übersetzer und Berater in verschiedenen Verlagen.

Schon 1970 erschien sein Debüt, der Gedichtband Die unvollkommenen Häscher. Seither hat er über zwanzig Bände veröffentlicht, darunter Lyrik, Erzählungen und Romane.

In seinen Werken, wie Urwil, Die Stimme des Atems oder Zwiegesicht, untersucht Halter oft das Spannungsfeld zwischen Wahrheit und Paradox. Ebenso beschäftigt er sich mit der kleinen Heimat und der grossen Geschichte.

Für sein Schaffen erhielt er mehrere Auszeichnungen. Dazu zählen der Schillerstiftungspreis (1973), der Aargauer Literaturpreis (2000) sowie verschiedene Förderbeiträge. Bis zu Erikas Tod im Jahr 2010 lebte er mit ihr zusammen im Landhaus Kapf in Aristau. Heute befindet sich ihr literarisches Archiv im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern.

Halter spricht immer wieder von der „magischen“ Kraft der Sprache. Sein Zugang zur Poesie entstand aus einer lebenslangen Leidenschaft für das Wort. Auch in seinen aktuellen Werken wie Zwiegesicht (2019) und Mermaid (2018) zeigt sich, dass er in der Sprache immer wieder neue Ausdrucksformen für Liebe, Erkenntnis und Geschichte sucht.

Erika Burkart

Erika Burkart wurde am 8. Februar 1922 in Aarau geboren und wuchs im Landhaus Kapf auf, dem ehemaligen Sommerhaus des Klosters Muri. Zuerst unterrichtete sie, bis eine Herzkrankheit 1953 ihre Lehrtätigkeit beendete – seither widmete sie sich vollständig dem Schreiben .

Burkart veröffentlichte 24 Gedichtbände und acht Prosawerke, darunter frühe Bände wie Der dunkle Vogel (1953) und Sterngefährten (1955), zentrale Prosawerke wie Moräne (1970), Die Spiele der Erkenntnis (1985) sowie späte Texte wie Geheimbrief (2009).

Ihr Werk ist von Natur- und Landschaftsliebe geprägt – etwa Moor, Bäume, Reussebene – und zugleich von existenzieller Suche: Kindheit, Sprachverlust, Tod, Liebe.

Burkarts Poesie wurde vielfach vertont und ausgezeichnet: Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis (1961), Mozart-Preis (1990), Joseph-Breitbach-Preis (2002) sowie 2005 als erste Frau der Grand Schiller Prize – das bedeutendste Schweizer Literaturpreis. Sie verstarb am 14. April 2010 in Muri AG 

Ihr literarischer Kosmos bewegt sich zwischen dem „Sich-Zuhause-Fühlen“ und dem Gefühl der Entwurzelung; ihre Landschaften dienen als Spiegel der Seele. Später lotet sie das Ringen mit Sprache selbst aus – etwa im Versuch, dem Tod ein letztes Wort abzuringen (Geheimbrief).

Verbindung & Gemeinschaft

Ernst Halter und Erika Burkart lebten in einer tiefen, literarischen Partnerschaft. Sie lernten sich kennen, als Halter 29 war; in über 40 gemeinsamen Jahren verband sie eine Beziehung, die Halter so beschreibt: „das Fieber, die Angst und die Lust eines im freien Fall immer tiefer Stürzenden“. 
Über die Sprache fanden sie nährende Resonanz – oft im Haus Kapf, das Burkart wie ein lebendiger Ort des Schreibens prägte.