Hottinger Literaturgespräche – Charles Lewinski
Als der Name Lewinsky 2006 durch den jüdischen Schweizer Epochenroman «Melnitz» weltweit zum Begriff wurde, war des Staunens kein Ende. Dass der Autor es geschafft hatte, ein derart sensibles Thema mit dieser schwebenden Leichtigkeit, diesem satirischen Flair, diesem ausgeprägten Sinn für Effekte und dramatische Steigerungen, dieser sprühenden Erzählfreude und dieser kompositorischen Meisterschaft zu einer 770seitigen Familiensaga zu verbinden, war fast nicht zu glauben. Und es versteht es tatsächlich nur, wer weiss, welche Professionalität sich Lewinsky bei seiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Autor von über 1000 TV-Shows, 30 Hörspielen und 12 Theaterstücken, Skriptlieferant von TV-Serien wie «Fascht e Familie», Texter von über 500 Songs und nicht zuletzt als Verfasser von Romanen wie «Hitler auf dem Rütli», «Johannistag» oder «Mattscheibe» angeeignet hat. Man darf jedenfalls gespannt sein auf «Gerron», den Roman eines deutschen Kabarettisten der Jahre 1933-1945, mit dem Lewinsky nach eher leichtgewichtigeren Publikationen diesen Herbst seine Beschäftigung mit der Nazizeit fortsetzt.
Text: Charles Linsmayer