Hottinger Literaturgespräche – Christoph Simon

Das Hottinger Literaturgespräch vom 30.11.15 mit Christoph Simon ermöglichte einem kleinen, aber feinen Publikum die Begegnung mit einem Autor, der nicht nur Romane von unvermindert grossem Zauber geschrieben hat, sondern auch als Slam‐Poet und als Kabarettist Furore macht. Im Verlauf des Gesprächs erzählte er, wie sein Erstling «Franz oder Warum Antilopen nebeneinander laufen» zustandekam und was den in mehrere Sprachen übersetzten Longseller auch heute noch so attraktiv macht.

Dass er MC den Dachs, der eine wichtige Rolle in dem Buch spielt, leibhaftig aus einer Schuhschachtel herausgreifen konnte, war ein erster vergnüglicher Höhepunkt. Spassig auch, was Simon über die Fortsetzung, «Planet Obrist», und die darin porträtierten Liebschaften zu erzählen wusste – Modell sind scheint’s Buchhändlerinnen zwischen Bern, Basel und Zürich gestanden –, wunderbar, wie sein Roman «Luna Lena» die gleichnamige Gelateria im Berner Breitenrainquartier abbildet und doch weit darüber hinausreicht.

Und wunderschön nicht zuletzt auch, wie es dazu kam, dass er aus einer persönlichen Krise heraus seine bisher eigenwilligste und liebenswerteste Figur, den 87jährigen Altersheiminsassen Lukas Zbinden, den Ich‐Erzähler von «Spaziergänger Zbinden», schaffen und im Geiste von Gerhard Meier beseelen konnte. Simon trug – in lupenreinem Berndeutsch – auch den Text vor, mit dem er 2015 zum zweiten Mal in Folge Schweizermeister in Poetry Slam geworden ist, und als er einen Auszug aus seiner Einmann‐Bühnenproduktion «Glück ist» vortrug, erzwang der nicht zum Schweigen zu bringende tosende Applaus schliesslich noch eine ebenso hinreissende Zugabe. So viel wie nach dem Auftritt von Christoph Simon hat die Buchhandlung Hirslanden bei einem Hottinger Literaturgespräch noch nie verkaufen können, praktisch alle Besucher kauften gleich zwei oder drei seiner Bücher… PS. Warum laufen die Antilopen nun nebeneinander? Um sich gegenseitig den Sand aus den Augen zu pusten!

Text: Charles Linsmayer
Eventfotograf: Manfred Utzinger – utzi-foto.ch

 

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