Hottinger Literaturgespräche – Eveline Hasler

Wenn der Himmel den Engel Eleusius auf Erdenurlaub schickt, soll er da «die grossen Menschheitsfragen» in Erinnerung rufen: «woher sie kommen, wohin sie gehen, wozu sie auf Erden sind.» Eveline Haslers «Engel im zweiten Lehrjahr» ist da und dort etwas belächelt worden. Letztlich aber sind es genau diese Fragen, denen sie seit je her schreibend nachgegangen ist. Darum hat sie keine literarischen Figuren erfunden, sondern mit ihrem Spürsinn, ihrer Imaginationskraft und ihrem erzählerischen Können Schicksale von ungewöhnlichen, als rebellisch oder ketzerisch verschrieenen Menschen nachgezeichnet. So fanden die als Hexe verbrannte Anna Göldi, die erste Schweizer Juristin Emily Kempin-Spyri, die Luzerner Hexenkinder, der um seinen Ruhm gebrachte Henry Dunant, Aline Valangin, Julie Bondeli, Regina Ullmann und zuletzt auch die ebenso frivole wie fromme Emmy Ball-Hennings in ihr eine Darstellerin und Gestalterin, die das Wesentliche ihrer Existenz und ihres Schicksals auf ebenso glaubwürdige wie berührende Weise zum Ereignis zu machen versteht.

Text: Charles Linsmayer

 

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