Mai
27
Urs Faes – Hottinger Literaturgespräche

Zuletzt erschien von Urs Faes der Roman Paarbildung. Darin erzählt er die bewegende Geschichte einer Wiederbegegnung: Zwei Menschen, die sich vor Jahren geliebt haben, treffen sich wieder – auf der Krebsstation einer Klinik.
Er ist der Psychotherapeut, sie die Patientin. In dieser sterilen Umgebung wollen sie sich zunächst nicht erkennen. Doch langsam, ganz behutsam, finden sie wieder zueinander. Die Begegnung steht im Zeichen des Todes, doch zugleich schwingt eine leise Hoffnung mit – die Hoffnung, dass Liebe stärker sein könnte als der Tod.
Urs Faes gelingt es in diesem Roman, die Sprache der Medizin in die Literatur zu holen. Genauso überzeugend hat er zuvor in Augenblicke im Paradies die Zuckerbäckerei, in Ombra die Kunst und in Als hätte die Stille Türen die Musik sprachlich verarbeitet.
Zentrales Thema bleibt in all seinen Werken die Erinnerung. Eine Erinnerung, die sich nicht an Chronologien hält. Sie folgt keiner Linie, sondern entfaltet sich poetisch – manchmal überraschend, manchmal schwebend leicht.
Der Literaturkritiker Burkhardt Lindner brachte es auf den Punkt. In der Frankfurter Rundschau vom 24. Januar 1998 schrieb er über Ombra:
„Leichtigkeit ist die Verwandlung der Schwere des Wirklichen ins luftige Gespinst des Textes.“ Genau das gelingt Faes – in Stil, Sprache und der Kunst, als Erzähler hinter seinen Figuren zurückzutreten.
Text: Charles Linsmayer
Bei den Hottinger Literaturgesprächen in Zürich stand diesmal Urs Faes im Mittelpunkt, ein gefeierter Schweizer Schriftsteller, Lyriker und Dramatiker, zwei Mal nominiert für den Schweizer Buchpreis.
Er las eindringliche Passagen aus seinem erzählerischen Kosmos – vom poetischen Tagebuch bis zu berührenden Novellen. Dabei spiegelten sich in seinen Texten Themen wie Erinnerung, Krankheit und private Lebensgeschichten. Besonders prägnant war seine Auseinandersetzung mit dem Schreiben als Brücke zwischen Erinnerung und Gegenwart. Die intime Bühnenstimmung der Reihe unterstützte diese Tiefe optimal. Wer sich für Schweizer Gegenwartsliteratur, Urs Faes Werke oder Literaturveranstaltungen in Zürich interessiert, findet hier inspirierende Impulse.
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