Hottinger Literaturgespräche – Paul Nizon

Schon 1963, als «Engagement» im Trend lag, stand für den in Bern geborenen Sohn eines Russen und einer Bernerin unverrückbar fest: «Ich möchte keinerlei Einfluss nehmen mit Geschriebenem, nicht belehren, nicht bekehren, nicht moralisieren!» Und in Rom und später in Paris, wo er immer noch lebt, wandte er sich dem einzigen Komplex zu, an den er sich «heranzukommen traut»: seinem persönlichen Leben.

So hat er «Canto», diesen rauschhaften römischen Lebensgesang, hervorgebracht, so ist «Stolz», diese düstere Selbstsuche eines Intellektuellen, entstanden, verdankt «Das Jahr der Liebe», in dem er zu Paris und zu sich selber fand, seine Existenz und entstanden all die wunderbaren Texte des Tagebuchschreibers und Flaneurs, der seine ureigene, smart-lockere Schreibweise selbst so umschrieb: «Ich nehme mir ein Klümpchen Begebenheit oder Erlebnis oder auch nur Einbildung vor und rattere es hin. Ich werfe es aus, es erstarrt zischend in der Lauge der Sprache.»

Text: Charles Linsmayer

 

Hottinger Literaturgespräche – Melinda Nadj Abonji

«Die kleine Schweiz ist eine literarische Grossmacht», textete die «Zeit», als Melinda Nadj Abonjis Roman «Tauben fliegen auf» 2010 den deutschen und den Schweizer Buchpreis gewann. Wobei Nationalität so ihre Tücken hat, wuchs die Autorin doch seit 1973 am Zürichsee auf, ist aber als Angehörige der ungarischen Minderheit 1968 im jugoslawischen Becˇej zur Welt gekommen, das heute zu Serbien gehört.

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Hottinger Literaturgespräche – Lukas Hartmann

Lange suchte er in Werken wie «Pestalozzis Berg» oder «Gebrochenes Eis» nach Orientierung für sich und seine Generation, der in Bern geborene, zunächst als Lehrer, Sozialarbeiter und Radiojournalist tätige Lukas Hartmann. Der Durchbruch gelang ihm 1992 mit dem Roman «Die Seuche», der zum Anfangspunkt einer acht Bände umfassenden modernen Comédie humaine wurde, die mit Bern als

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Hottinger Gewerbe unterstützt Kultur

Züri Berg Artikel:

Die Hottinger Literaturgespräche gehen in die zweite Runde: Veranstalter Charles Linsmayer ist es gelungen, eine weitere Reihe illustrer Gäste aus der Schweizer Literaturszene an den Gesprächstisch zu holen. Möglich macht dies auch das Hottinger Gewerbe.

Zu Gast bei Charles Linsmayer im Kirchgemeindehaus Hottingen sind im nächsten Herbst/Winter die «gestandenen» Autoren und Autorinnen Lukas Hartmann, Helen Meier, Paul Nizon und Gertrud Leutenegger sowie die ungarisch-schweizerische Schriftstellerin, Musikerin und Kunstdarbieterin Melinda Nadj Abonji, die 2010 den deutschen und den Schweizer Buchpreis gewonnen hat.
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Fotograf: Utzinger/utzi-foto.ch
(Weitere Fotos von Vorlesungen in Beiträge in Portfolio oder Aktuelles)

 

Hottinger Literaturgespräche – Hanna Johansen

«Die stehende Uhr» hiess 1978 ihr Erstling, und es scheint, als stehe in ihren Büchern die Zeit still und werde so, quasi bei angehaltenem Atem, ein ganz eigenwilliger Blick auf das Leben und seine Abgründe möglich. In «Die Analphabetin» ist es ein kleines Mädchen, in «Lena» eine alte Frau, die staunend vor der Welt stehen. Die «Universalgeschichte der Monogamie» lässt uns Vertrautes mit neuen
Augen sehen, aber da wie auch in ihren populären Kinderbüchern ist es letztlich immer die souveräne, absolut moderne Sprache, mit der Hanna Johansen uns in ihren Bann zieht.

Text: Charles Linsmayer
Foto: Manfred Utzinger

 

Hottinger Literaturgespräche – Zoe Jenny

Das von der Kritik bejubelte, in 27 Sprachen übersetzte todtraurige Kindheitsbuch «Das Blütenstaubzimmer» von 1997 löste Erwartungen aus, die von der damals 23-jährigen, über Nacht zum «Superstar» avancierten Zoë Jenny unmöglich erfüllt werden konnten. Sie geriet ins «Daumenkino des Erfolgs», und was sie aus einer turbulenten Existenz heraus weiter publizierte, verriet zumindest ein Talent, mit
dem eines Tages wieder zu rechnen sein würde. Vielleicht war all das ja nur ein Umweg und setzt der Erzählband, an dem sie zur Zeit arbeitet, wieder da an, wo ihr Erfolg 1997 begann.

Text: Charles Linsmayer

 

Hottinger Literaturgespräche – Lukas Bärfuss

Die sexuelle Revolution der Achtundsechziger («Die sexuellen Neurosen unserer Eltern»), das Desinteresse an der Schweizer Vergangenheit («Zwanzigtausend Seiten »), die Hintergründe der Sterbehilfe («Alices Reise in die Schweiz»), der Völkermord in Ruanda und die Fragwürdigkeit von Entwicklungshilfe («Hundert Tage») – kein Thema ist tabu, wenn der aus Thun stammende, in Zürich-Hottingen lebende Dramatiker und Erzähler Lukas Bärfuss es aufgreift und dank seiner überragenden dramaturgischen und sprachlichen Begabung weit über die Schweiz hinaus zur Diskussion stellt.

Text: Charles Linsmayer